Die Franzosen machen es vor: seit dem frühen Mittelalter ernähren die Kastanienwälder des Départements Ardèche ihre Bewohner kostenlos mit nahrhaften Maronen. Es bedarf pro Familie lediglich einiger Auffangnetze sowie des Wissens um die diversen Verarbeitungsmöglichkeiten. Auf der anderen Seite steht so mancher Deutscher regelmäßig im Supermarkt und starrt erzürnt auf überteuertes Studentenfutter mit 50% „Luftpolster“ in der Verpackung. Warum also sollten sich unsere Waldbesitzer im Klimawandel nicht auch einmal mit dem Thema Nussanbau auseinandersetzen? Edelkastanie, Baumhasel, Walnuss, Schwarznuss, Hickory, Pekanuss und Co. gelten nicht nur als trockenstresstolerante Baumarten mit hochwertigen Holzeigenschaften, sie produzieren mit ihren Nussfrüchten nebenbei auch Lebensmittel für den Eigenverbrauch oder zur Vermarktung als sekundäres Produkt des forstwirtschaftlichen Betriebes. Während reine Haselnussplantagen landwirtschaftlicher Betriebe öfters mit großen, witterungsbedingten Ernteeinbußen zu kämpfen haben und in unseren Breitengraden somit noch kaum rentabel sind, können sich Waldbesitzer den Luxus erlauben, Nussbäume lediglich einzelbaum- oder truppweise in ihre Bestände einzumischen, gute Erntejahre mitzunehmen und im Zweifel den Fokus einfach auf Holznutzung umzustellen. Die waldbaulichen Gestaltungsmöglichkeiten mit Nussbäumen sind vielseitig. Wem das althergebrachte Mittelwaldkonzept nicht zusagt, dem sei z.B. ein Hochwald mit ca. 80 Z-Bäumen/ha zu empfehlen. Wertastung ist dabei allerdings unumgänglich (z.B. bei Walnuss ab 13 m Oberhöhe). Aufgrund ihrer hohen Lichtbedürftigkeit verlangen Nussbaumarten weite Pflanzabstände und geringen Konkurrenzdruck in den Kronen, was wiederum die unerwünschte Astigkeit fördert. Die Kosten der Wertastung werden jedoch von geringen Pflanzkosten (geringe Pflanzenzahlen, Direktsaat via Eichelhäher und Saatschale möglich) und niedriger Verbissgefährdung (Edelkastanie ausgenommen, Fegeschutz allerdings nötig) ausgeglichen. Bisher gilt der Nussanbau in Deutschland traditionell klimabedingt als eine Nische. Die Schadflächen-Wiederaufforstung, insbesondere im Tiefland, bietet progressiven Waldbesitzern nun eine gute Möglichkeit, diese interessanten Südländer ohne großes Risiko einmal auszuprobieren – zur Holz- wie auch zur Lebensmittelproduktion.